Nachdem ich mir bestimmt die Hälfte meiner Ausrüstung zusammen geliehen hatte und mir meinen endlich fertig probe- gepackten Rucksack aufsetzen wollte, wurde mir schlagartig klar, wie wichtig es ist, die Dinge, auf die ich verzichten kann, auch zu Hause zu lassen.
Als wir uns am 2.2.2023 früh morgens in Witten am Bahnhof trafen, war die Vorfreude mit der Gruppe eine schöne Zeit zu haben groß.
Mit der Bahn ging es nach Brilon, dem Start des Wanderwegs und unserer kleinen Tour. In Brilon angekommen sind wir fröhlich quatschend losgelaufen, freuten uns über den Schnee, noch nicht ahnend was da auf uns zukommen würde. Nach den ersten rutschigen Aufstiegen merkten wir jedoch immer wieder, wie schön es doch gewesen wäre einen Schlitten dabei gehabt zu haben. Da wir uns doch wirklich anstrengen mussten auf unseren Füßen zu bleiben, war es nicht verwunderlich, dass bald eine Wette aufkam wer als erster mit mehr als drei Gliedmaßen den Boden berührte. Jeder in der Gruppe war angespornt, auf keinen Fall als erster auf der Nase zu landen, so hielt sich die Wette überraschend lang. Bis es eben dann doch schief ging. Ich lag als erste.
Die frische kalte Luft hat ihren Teil zu der guten Laune in der Gruppe beigetragen. In Kombination mit der Erschöpfung folgte schon bald der erste Schwachlach, Gespräche über Meerjungfrauen und Disskusionen über das Geräusch des Grunzens sowie das Bedürfnis das Gesicht in den Schnee zu stecken. Die Blaubeeren, welche wir hinterlassen auf einem verschneiten Tisch fanden zu essen, war sicherlich eine leichtsinnige, jedoch völlig logische Konsequenz unserer Laune.
An einigen Weghütten machten wir Pause und nach unserem Mittagessen entschieden wir uns, komplett in Regenklamotten zu schlüpfen, da es sehr stärker und stärker zu schneien begann.
Nach der Pause folgten mehrere steilere Anstiege auf einen Bergkamm. Der starke Wind lies die Bäume bedenklich schwanken, sogar die Wurzeln im Boden bewegten sich. Die zuvor noch gelassenere Stimmung wurde angestrengter. Bei jedem Anstieg spührte ich meine Oberschenkel mehr und mehr. Der ganze Schnee erschwerte das Laufen sehr, man konnte nur kleine Schritte machen. An richtiges Abrollen beim Laufen war gar nicht zu denken, ähnlich wie wenn man lange im weichen Sand läuft.
Die Gespräche sind verstummt. Jeder war nun in sich gekehrt, bündelte die Kraft um weiterzugehen. Das war ein Moment, indem ich merkte, wie wichtig es ist sich selbst nicht zu bemitleiden, sondern nach vorne zu denken. Immer nach vorne. Immer weiter.
Wir hatten überlegt in der Dämmerung anzufangen nach einem geeigneten Schlafplatz zu suchen, allerdings waren wir nicht sehr erfolgreich. Also mussten wir im Dunklen weiter.
Es ging wieder bergauf, wieder hatte es begonnen stark zu schneien und die Kraft verschwand immer weiter.
Erst hat mich die Dunkelheit angetrieben und es viel mir leichter zu laufen, weil das Gefühl, dass wir jeder Zeit ankommen konnten stark war.
Nachdem wir dann aber eine Stunde im Dunkeln unterwegs waren und immer noch keinen Platz hatten und der Weg immer steiler wurde, wurde die Kurzsichtigkeit zu einem Problem. Ich merkte, dass meine Grenze da ist, und ich konnte mich nur sehr langsam und mit vielen Pausen weiterbewegen.
Zum Glück war dann irgendwann der Schlafplatz gefunden. In dem Moment, wo ich überzeugt war, nicht mehr weiter zu können.
Die Zelte wurden aufgebaut, es gab essen. Schnell sind wir mit unseren Nassen Sachen in die Schlafsäcke gekrabbelt und waren nach kurzer Zeit eingeschlafen.
Morgens mussten wir feststellten, dass alles nass war und es weiterhin geschneit hatte. Für zwei aus der Gruppe war klar, dass der Rückweg wartet, und nach einigen Überlegungen entschieden wir uns als Gruppe hier abzubrechen.
Sobald klar war, dass es nun nicht noch eine Woche so weiterging, gab es nochmal einen kleinen Energieschub. Fertig aber gut gelaunt liefen wir nach Willingen zum Bahnhof und stiegen in die nächste Bahn Richtung Heimat .